Faszien - Tensegrity Modell

Fasziales Dehnen (Fascial Stretching) – faszinierende Zusammenhänge entdeckt

Es ist bereits seit dem Forschungskongress der Harvard Medical School (2007) bewiesener Fakt, dass die Faszien auf vielfältige Art und Weiße unseren Körper beeinflussen. Tatsächlich bekommen wir unsere Statur nicht durch die Knochen alleine, sondern durch unser scherenartig gemustertes Fasziennetz. Ohne diese Bindegewebshüllen, die stark mit Feuchtigkeit versorgt werden sollten (genügend trinken), würde unser Körper tatsächlich einfach auseinanderfallen. Laut dem renommierten Faszienforscher Dr. Robert Schleip, der zu den treibenden Kräften des Faszienkongresses in Harvard zählte, beträgt beim Menschen das durchschnittliche Gewicht der Faszien beeindruckende 18 bis 23 Kilogramm.

Kümmern wir uns also heute um unser Halt gebendes FASZinierendes Netz mit speziellen Dehnübungen. Ich würde es als federndes, schwingendes und dynamisches Dehnen bezeichnen. Fasziales Dehnen hat das Ziel, das Gewebe elastischer und gleichzeitig stabiler zu machen. Im Vergleich zu traditionellen Dehnübungen sind die Bewegungen geschmeidig und fast fließend wie bei einer Katze beim Aufstehen, insgesamt eher spielerisch als abrupt. Es sieht aus wie ein harmonischer Flow, bei dem du sanft in die Dehnposition hinein schwingst. Vergleiche es ein bisschen mit dem Strecken beim Aufstehen am Morgen.

Dazu ein kurzes Video:


Diese Methode ist keine statische Dehnung, bei der du lange in einer Position verharrst, sondern eine dynamische Technik. Dabei baust du zunächst Spannung auf und bringst deine Muskeln in eine längere Position. Spannung und Zug entstehen, indem du dich sanft in die jeweilige Position einfügst und das Gewebe dehnst.

Der größte Unterschied zum herkömmlichen Dehnen besteht in der Veränderung der verschiedener Bewegungsvektoren. Unsere Faszien schätzen es sehr, wenn sie in alle möglichen Richtungen der Gelenke gezogen, gedrückt und gedehnt werden.

Werden fasziale Strukturen nicht genutzt oder einseitig belastet, etwa indem Du zu lange sitzt oder immer nur dieselbe Hand beim Arbeiten benutzt, ist das Gewebe nicht mehr optimal durchfeuchtet. Die Folge: Nährstoffe gelangen nicht mehr überall hin. Das kannst Du dir ungefähr so vorstellen:

Das Gewebe kristallisiert aus, ähnlich wie dünnflüssiger Honig, der fest wird. Du merkst es daran, dass du dich insgesamt unbeweglicher, steifer fühlst, womöglich schmerzt es auch an manchen Stellen.

Der bekannte Spruch „Wer rastet, der rostet“, lautet bei den Faszienforschern „use it, or lose it“.  Wenn Faszien nicht genügend richtige Bewegung bekommen, wenn sie nicht belastet, gestreckt und gedehnt werden, verfilzen sie und verlieren deutlich an Geschmeidigkeit. Fasziale Schichten, die wie Scherengitter aufgebaut sind, oft übereinander liegen und aneinander entlang gleiten müssen, können so regelrecht verkleben. Das erzeugt Spannungen, die sich über weite Faszienketten fortsetzen und die sich an ganz anderer Körperstelle negativ auswirken können.

Die traditionellen schulmedizinischen Bildgebungsverfahren können solche Beschwerden oft weder erfassen noch sind sie medizinisch zu deuten. Fakt ist allerdings, dass viele der Probleme im therapeutischen Alltag diffuse Schmerzzustände erklären können. Teilweise gehen die Zusammenhänge so weit, das eine Verklebung in der Plantarfaszie (=Fußsohle- passende Bälle findet ihr in meinem Faszien-Set) bis in den Kopfbereich ausstrahlen kann. Das nennt der Fachmann „Übertragungsschmerz“. Es geht dabei um Muskelfaszien-Ketten und nicht um isolierte einzelne Muskelabschnitte. Therapeutische Maßnahmen erweisen sich so oft als nicht zielführend, wenn nicht das große Ganze betrachtet wird.

Selbst die wechselweißen Auswirkungen und Abhängigkeiten der Psyche auf die faszialen Strukturen sind mittlerweile laut einer renommierten Studie von der Universität Witten/Herdecke „Myofascial Tissue and Depression“ am 21. Dezember 2021 belegt worden.

Siehe dazu diesen interessanten Artikel:

https://www.der-niedergelassene-arzt.de/medizin/kategorie/orthopaedie-1/wechselwirkung-zwischen-faszien-im-schulterbereich-und-depression

Außerdem wird mittlerweile laut Dr. Robert Schleip intensiv an den Einflüssen der Faszien auf das autonome Nervensystem und der Beteiligung am Immunsystem geforscht.

Das die Faszien die Propriozeption steuern, also die Wahrnehmung des Körpers in Bewegung und Raum ermöglichen und somit eine Art „sechsten Sinn“ darstellen, ist bei all diesen faszinierenden Fakten bloß noch eine Randnotiz.

Also – bleibt geschmeidig 😉

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